Der gebürtige Mainzer Felix Dannich lebte in Berlin, als er beschloss, sein eigenes Startup Mynt zu gründen. Aber wo? Natürlich in seiner alten Heimat. Warum das eine der besten Entscheidungen war, erzählt der Preisträger von „startup innovativ 2023“ im Interview.

Die eigenen vier Wände mit erdölbasierter und gesundheitlich bedenklicher Wandfarbe streichen? Das muss nicht sein, dachte sich der Mainzer Felix Dannich und gründete im Jahr 2021 gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Mark Shif die Mynt GmbH. Ein im wahrsten Sinne ausgezeichneter Schritt – 2023 zählte das Mainzer Startup zu einem der Gewinner des rheinland-pfälzischen Förderprogrammes startup innovativ. Im Gespräch gibt Dannich Einblicke in die Gründungsgeschichte des jungen Unternehmens und berichtet, was sich seit dem Erfolg bei startup innovativ verändert hat.


Herr Dannich, Sie haben im Jahr 2021 die Mynt GmbH gegründet, ein Startup, das nachhaltige und wohngesunde Wandfarben und Lacke produziert und im Direktvertrieb anbietet. Wie verlief der Prozess von der Idee bis zur Gründung?

Antwort

Die Idee für Mynt entstand, als mein Mitgründer Mark Shif und ich beide unsere Wohnungen renovieren wollten. Allein das Kaufen und Auswählen einer passenden Wandfarbe im Geschäft war umständlich und überhaupt nicht kundenfreundlich. Außerdem ist uns aufgefallen, dass die meisten herkömmlichen Farbprodukte schlecht für die Umwelt sind. Nachdem wir uns intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hatten, haben wir uns entschieden, selbst eine bessere Lösung zu entwickeln, und haben Mynt gegründet.

„Unsere Begeisterung für das Thema kam eher durch unsere persönlichen Erfahrungen und die Möglichkeit, eine innovative Lösung für ein bestehendes Problem zu entwickeln.“

Hatten Sie und Ihr Geschäftspartner bereits vorher mit dem Thema Einrichtung, Dekoration oder Farben zu tun?

Antwort

Tatsächlich sind wir beide eher branchenfremd. Ich habe BWL studiert und im Bereich Business-Development gearbeitet, während Mark einen Hintergrund im Engineering und Marketing hat. Unsere Begeisterung für das Thema kam eher durch unsere persönlichen Erfahrungen und die Möglichkeit, eine innovative Lösung für ein bestehendes Problem zu entwickeln. Wir waren uns unserer Stärken und Schwächen aber sehr bewusst. Deswegen haben wir gezielt nach Ergänzungen im Team gesucht und eng mit Experten aus der Farbenbranche zusammengearbeitet.

Sie haben einige Zeit in Berlin gearbeitet. Warum haben Sie sich dazu entschieden, in Ihre alte Heimat Rheinland-Pfalz zurückzukehren und Mynt in Mainz zu gründen?

Antwort

Das war eine ganz bewusste Entscheidung. Ich bin sehr heimatverbunden, meine Familie lebt hier und ich wollte in der Region aktiv etwas aufbauen. Gleichzeitig ist Mainz natürlich die Stadt von Johannes Gutenberg und hat daher schon von jeher einen besonderen Gründungsgeist. Mein Ziel war es immer, ein Unternehmen zu gründen, das einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft hat. Und so bin ich ein bisschen gegen den Strom geschwommen und von Berlin nach Rheinland-Pfalz gezogen.



Wie hat sich die Startup-Szene in Rheinland-Pfalz aus Ihrer Sicht in den letzten Jahren entwickelt?

Antwort

Als ich damals nach Mainz zurückgezogen bin, steckte der Gründungsstandort in der Außenwirkung zumindest in meiner Wahrnehmung noch in den Anfängen. In den letzten Jahren hat sich die Startup-Szene in Rheinland-Pfalz jedoch enorm entwickelt. Es gibt immer mehr Initiativen, Netzwerke und Förderprogramme, die Startups aktiv unterstützen. Rückblickend muss ich daher sagen, dass der Entschluss, in Mainz zu gründen, für mich auf jeden Fall eine der besten Entscheidungen war.

„Eine Herausforderung, vor der die meisten Startups und auch wir täglich stehen, ist der Aufbau von Vertrauen.“

 

Ihr Startup war 2023 einer der fünf Gewinner von startup innovativ, einem Förderprogramm des Landes Rheinland-Pfalz. Wie hat dieser Erfolg Ihr Unternehmen beeinflusst?

Antwort

Der Gewinn von startup innovativ hatte mehrere positive Auswirkungen auf unser Unternehmen. Eine Herausforderung, vor der die meisten Startups und auch wir täglich stehen, ist der Aufbau von Vertrauen. Startups sind schließlich neu. Und durch Förderungen und Wettbewerbe, die von der Landesebene kommen, bekommt man eine Art Gütesiegel. Das hat uns im Vertrieb und beim Kundenvertrauen sehr geholfen. Zum anderen haben wir von der Presse und dem Netzwerk profitiert, das durch den Erfolg entstanden ist. Außerdem hatten wir durch die Förderung die Möglichkeit, an einem wirklich hervorragenden Coaching teilzunehmen. Das ist gerade für Startups am Anfang superwichtig, weil man selbst oft im Tunnel steckt und ein Coach hilft, die Dinge von außen zu betrachten. Und schließlich hat uns die finanzielle Unterstützung Investitionen ermöglicht, die wir sonst nicht hätten tätigen können.

Welche Tipps würden Sie angehenden Gründenden geben, die sich bei einer der künftigen Runden von startup innovativ bewerben möchten?

Antwort

Zunächst sollte man sich über alle Fördermöglichkeiten in Rheinland-Pfalz informieren, da es neben startup innovativ noch weitere Wettbewerbe und Förderungen gibt. Wir haben beispielsweise auch das Gründungsstipendium RLP in Anspruch genommen. Bei der Bewerbung für startup innovativ ist es wichtig, die Fortschritte der letzten Monate zu zeigen. Es muss deutlich werden, wie und wohin sich das Startup entwickelt. Außerdem sollte man viel Zeit in die Bewerbungsunterlagen investieren, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Wir haben uns 2022 schon einmal beworben, da hat es nicht geklappt. Dieses Mal haben wir viel mehr Arbeit investiert und gewonnen. Es lohnt sich also, die Extrameile zu gehen und die Unterlagen so gut wie möglich zu gestalten.

„Unser größtes Learning war die Bedeutung von Fokus, schneller Umsetzung und Anpassungsfähigkeit.“

Rückblickend auf die junge Geschichte von Mynt: Welches Learning war bisher Ihr persönlich größtes und welchen Schwung nehmen Sie davon mit in die Zukunft?

Antwort

Unser größtes Learning war die Bedeutung von Fokus, schneller Umsetzung und Anpassungsfähigkeit. Als Startup hat man begrenzte finanzielle und personelle Ressourcen, daher ist es wichtig, sich auf einzelne Aspekte zu konzentrieren, anstatt alles auf einmal anzugehen. Die täglichen Herausforderungen erfordern eine Hands-on-Mentalität und die Fähigkeit, Probleme effektiv zu lösen. Weitere wichtige Punkte sind Resilienz und Anpassungsfähigkeit. In der Startup-Welt ändern sich Strategien und Pläne häufig, daher ist es wichtig, flexibel zu bleiben und sich an neue Situationen anzupassen. Außerdem ist es wichtig, in engem Kontakt mit den Kunden zu bleiben, um auf ihre Bedürfnisse einzugehen und neue Möglichkeiten zu erkennen. Letztlich geht es darum, nicht immer wieder gegen die gleiche Wand zu laufen, sondern sich neuen Herausforderungen zu stellen und daraus zu lernen.

Felix Dannich

ist in Mainz geboren und aufgewachsen. Bereits in der fünften Klasse lernte er dort seinen späteren Geschäftspartner Mark Shif kennen. Dannich studierte Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Mainz. Danach zog er nach Berlin, um bei einem großen Onlinehändler im Business-Development zu arbeiten und parallel seinen MBA an der Frankfurt School zu absolvieren. 2019 kehrte er in seine alte Heimat zurück und gründete zwei Jahre später gemeinsam mit Shif das erfolgreiche Farben-Startup Mynt.

 

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