Sinnstiftende Software

Unternehmen müssen bald den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte berechnen, offenlegen und reduzieren – doch sie wissen nicht, wie. Das Startup greenable hat eine Lösung entwickelt. Der Antrieb des Gründerteams: Purpose.

Alles begann mit Erdnusscurry und Sushi. An einem Abend im Herbst 2020 trafen sich Alexander David und Dr. Patrick Kölsch in ihrem gemeinsamen Lieblingsrestaurant in der Kaiserslauterer Innenstadt. Beim Essen sprachen die beiden Wirtschaftsingenieure darüber, wie man den CO2-Fußabdruck von Produkten über ganze Lieferketten und Branchen hinweg transparenter machen könnte.

 

Die Schwierigkeit: Nicht alle Unternehmen in der Lieferkette können derzeit die Daten liefern, die für einen transparenten Prozess notwendig sind. Während große Unternehmen dafür eigene Softwareabteilungen hätten, fehlten dem Mittelstand oft Know-how und Personal. Mittelständische Unternehmen bräuchten dafür eine möglichst einfache Software, waren sich die beiden einig. Als die Teller leer waren, hatte Patrick Kölsch Alexander David überzeugt, die Idee weiterzuverfolgen.

 

Schnell wurde den beiden klar, dass sie für ein solches Gründungsvorhaben Verstärkung brauchten. Denn ohne IT-Kenntnisse kein Software-Startup. So überzeugten die beiden ihren Freund und IT-Experten Lucas Hartmann, der mit Patrick Kölsch am gleichen Lehrstuhl gearbeitet hatte, sich ihnen anzuschließen. Viktor Schiller komplettierte das Team mit seiner Praxiserfahrung aus der produzierenden Industrie und seiner Affinität zu Finanzen.


Mit Unterstützung von Staat und Land

Dann ging alles schnell: Die vier Gründer gewannen mit ihrer Idee das EXIST-Gründungsstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), das sie ein Jahr lang finanziell förderte. Auch auf Landesebene war das Gründerquartett erfolgreich. Das Land Rheinland-Pfalz unterstützt greenable mit dem Gründungsstipendium Start.in.RLP und dem Zuschussprogramm startup innovativ. Die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) investierte in das junge Unternehmen. Und im Dezember 2023 erhielt das Startup die Sonderauszeichnung für Junge Unternehmen der Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz. Außerdem konnten sich die vier Gründer dank des Startup Support Camps über ein Büro im Business & Innovation Center in Kaiserslautern freuen.

Grüner Fußabdruck

Hier begannen die vier, ihre Software zu entwickeln. Sie sollte die Welt ein bisschen besser machen, wie Alexander David erzählt: „Wir wollten von Anfang an etwas Eigenes auf die Beine stellen, das wirklich etwas bewegt.“ Purpose, wie er sagt. Dass David, Kölsch, Hartmann und Schiller Freunde sind, hilft ihnen bei der täglichen Arbeit.

Die Grundidee für die Software, die Lieferketten transparent machen soll, hatte Patrick Kölsch schon vor der Gründung von greenable – während seiner Promotion an der RPTU Kaiserslautern. Ein abgelehnter Forschungsantrag, doch das positive Feedback auf die Idee („Mach weiter so, das Thema ist heiß“) trieb ihn damals an. Das wird es tatsächlich: In den nächsten Jahren wird der digitale Produktpass Pflicht. Unternehmen müssen dann ausweisen, wie viel CO2 in ihren Produkten steckt – von der Rohstoffbeschaffung über die Produktion bis hin zum gesamten Lebenszyklus.


CO2 sparen leicht gemacht

Die Software von greenable macht genau dies möglich. Und einfach: Unternehmen müssen nur die Produktdaten eingeben. Das Programm berechnet automatisch den CO2-Fußabdruck des Produkts. Den berechneten Wert können die Unternehmen dann in der Lieferkette weitergeben. So ermöglicht es die Software produzierenden Mittelständlern, den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte zu erfassen, offenzulegen und zu reduzieren.

 

„Uns war von Anfang an wichtig, dass unsere Software einfach ist und intuitiv zu bedienen“

 

sagt Alexander David und zeigt auf einen Flachbildschirm in einem Konferenzraum. Darauf: eine klare übersichtliche Benutzeroberfläche, harmonische Farben, kein Schnickschnack.


Wurzeln in Kaiserslautern

Inzwischen ist die Software „Product Carbon Footprint Monitor“ auf dem Markt und das Team auf 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewachsen. Seinen Sitz hat greenable nach wie vor im Business & Innovation Center in Kaiserslautern. Hier arbeiten viele aufstrebende Startups: Architekturbüros, KI-Firmen oder Softwareentwickler wie greenable. Alexander David schätzt die kreative Atmosphäre: „Die Startups befinden sich alle in unterschiedlichen Phasen“, sagt er. „Manche sind weiter als wir, von denen können wir uns Tipps holen. Andere fangen gerade erst an. Aber der Austausch über die jeweiligen Projekte bringt uns jedes Mal weiter.“

 

„Es gibt viele Hidden Champions, die für uns besonders spannende Zielkunden sind. Das ist eine große Chance für uns und bietet uns eine Menge Möglichkeiten.“

 

Kaiserslautern ist für David, Kölsch, Hartmann und Schiller nach wie vor genau der richtige Standort für ihr Startup – auch wenn sie nicht mehr alle in der Stadt leben. Sie kommen von hier und haben hier ihr Netzwerk. „Vor allem aber ist der Mittelstand in Rheinland-Pfalz besonders stark vertreten“, sagt Alexander David. „Es gibt viele Hidden Champions, die für uns besonders spannende Zielkunden sind. Das ist eine große Chance für uns und bietet uns eine Menge Möglichkeiten.“

 

 

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