Ein Startup, das Schule macht.
Beinahe jede Schülerin und jeder Schüler hat heute ein Smartphone. Doch Stundenpläne und Hausaufgaben gibt’s nicht digital? Das geht anders, dachte sich Daniel Zacharias. Sein Startup Sdui sorgt in ganz Europa für bessere Bildung.
Als Daniel Zacharias und seine Mitgründer 2018 ihr Startup Sdui gründeten, saßen sie zu dritt in einem kleinen Raum des TechnologieZentrums Koblenz. Inzwischen haben sie die komplette dritte Etage des modernen Bürogebäudes gegenüber der Universität Koblenz gemietet. Hier arbeiten circa 90 der inzwischen mehr als 200 Mitarbeitenden. Innerhalb von fünf Jahren gelang dem Startup ein kometenhafter Aufstieg mit einem wichtigen Anliegen: das Bildungswesen durch digitale Angebote verbessern.
Alles begann mit einer „leicht eigennützigen Idee“, wie es Zacharias nennt. Als Schüler hatte der heute 25-Jährige morgens in der ersten Stunde vergeblich auf seinen Lehrer gewartet: Unterrichtsausfall wegen Krankheit. „Warum erfahre ich davon erst, wenn ich schon in der Schule bin, habe ich damals gedacht. Wieso können Schülerinnen und Schüler nicht schon Bescheid bekommen, dass der Lehrer krank ist, wenn sie noch zu Hause am Frühstückstisch sitzen?“
„Wieso können Schülerinnen und Schüler nicht schon Bescheid bekommen, dass der Lehrer krank ist, wenn sie noch zu Hause am Frühstückstisch sitzen?“
Zacharias und sein Mitschüler Jan Micha Kroll setzten sich zusammen und tüftelten an einer Lösung. Für den Wettbewerb „Jugend forscht“ entwickelten sie eine App, die die Kommunikation von Schulen, Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern sowie Eltern verbessern sollte.
„Nicht nur rumnörgeln“
„Das fand schon damals großen Anklang“, sagt Zacharias. Der Zwei-Meter-Mann sitzt im großen Gemeinschaftsraum seines Startups auf einem ausladenden Ecksofa, trägt ein schwarzes T-Shirt mit dem aufgenähten Sdui-Logo und nippt an einem Energydrink.
Aus den großen Fenstern der Büros blickt man auf die malerische Mosel. Ab und zu kommen Mitarbeitende in den Raum, holen sich einen Kaffee am Vollautomaten oder nehmen sich ein Getränk aus dem großen Kühlschrank. Zacharias grüßt locker und lächelt. „Wir wollten einfach etwas verbessern und nicht nur rumnörgeln“, sagt er.
Inzwischen nutzen mehr als 13.000 Schulen und Kitas weltweit Lösungen der Sdui-Gruppe für die Kommunikation zwischen Bildungsträgern, Lehrkräften, Eltern sowie Schülerinnen und Schülern. Die Plattform informiert nicht nur über Unterrichtsausfall: Sdui dient als digitales Klassenbuch und digitaler Stundenplan, sorgt für ruckelfreien Videounterricht und bietet umfangreiche Chatfunktionen an. Alles datenschutzkonform und inzwischen auch inklusiv, denn Sdui kann Inhalte automatisch in andere Sprachen übersetzen. „Wir wollten Sprachbarrieren überwinden, damit sich auch Familien, die die deutsche Sprache noch nicht so gut beherrschen, über das, was in der Schule vor sich geht, problemlos informieren können.“
Tage- und nächtelang wurde entwickelt.
Doch bis zu dieser ausgeklügelten Plattform und ihrem immensen Erfolg war es ein weiter Weg. „Nach dem Abi habe ich angefangen zu studieren und nebenbei Praktika gemacht. Aber die Idee für Sdui hat uns nicht losgelassen. Wir wollten einfach etwas Praktisches machen und nicht Theorien büffeln.“ Also gründete er mit Kroll im Februar 2018 Sdui als GmbH, mietete einen Büroraum im TechnologieZentrum und saß mit seinem Schulfreund tage- und nächtelang an der Entwicklung.
2019 wagten sie sich mit ihrer Idee in die „Höhle der Löwen“, eine Show des Fernsehsenders VOX, in der junge Gründende ihre Startup-Ideen Investorinnen und Investoren vorstellen. Zwar fanden Zacharias und Kroll dort niemanden, der in ihr Startup investieren wollte. „Doch der Marketingeffekt war super“, sagt Zacharias. Die Sendung wurde erst 2020 ausgestrahlt. Das Jahr, in dem die Coronapandemie Deutschland fest im Griff hatte und Schulen nach Lösungen suchten, um den Unterricht aufrechterhalten zu können.
Passgenaue Lösungen
„Es war verrückt. Es gab unzählige Anfragen“, erzählt Zacharias. „Die Frage war nicht mehr, wie Sdui wachsen kann, sondern, wie wir unsere Kapazitäten von jetzt auf gleich derart erhöhen können. Wie wir Features wie Videokonferenzen möglichst schnell aus dem Boden stampfen.“ Mehrere tausend Schulen haben Sdui seitdem integriert. Und das bedeutet jedes Mal: die Bildungseinrichtungen individuell beim Digitalisierungsprozess zu unterstützen. Denn nur die Technik zur Verfügung zu stellen, reicht nicht. Zacharias und sein Team wissen, wie wichtig es für die Schulen und Kitas ist, dass sie mit Fragen und Problemen jederzeit auf Sdui zugehen können.
„Das haben wir in den fünf Jahren seit unserer Gründung gelernt: Ein Startup muss kontinuierlich Lösungen für Probleme liefern. Viele denken, sie müssten nur eine innovative Idee haben und könnten die dann verkaufen. Aber darum geht es nicht allein. Es geht darum, zuzuhören, wenn andere von ihren Herausforderungen sprechen, und ihnen dann eine Lösung anzubieten“, sagt Zacharias. Dementsprechend werde Sdui als Plattform immer zusammen mit Schulen und Kitas, mit Trägern und Bildungsministerien angepasst.
Viel Unterstützung von Rheinland-Pfalz
Unterstützt wurde Sdui auf seinem Weg zum Erfolg von Beginn an vom Land Rheinland-Pfalz und der Stadt Koblenz. „Das TechnologieZentrum hier, in dem wir unsere Büros haben, gehört dem Land, der Stadt und der Wirtschaftsförderung. Das war für uns von Anfang an ein gutes Zuhause. Und die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz war unser erster großer Investor.“
Für Zacharias kam sowieso nie ein anderer Standort als Koblenz infrage. „Hier bin ich aufgewachsen, hier haben wir gegründet. Ich bin stolzer Koblenzer und Rheinland-Pfälzer. Für mich ist Koblenz eine gute Basis, um mit der Sdui-Gruppe europaweit zu expandieren.“ Ein klares Ziel, das Zacharias mit Sdui anvisiert:
„Wir wollen in Europa der führende Partner für Bildungseinrichtungen werden, und zwar von der einzelnen Schule bis hin zu ganzen Ländern.“